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70 Jahre Porsche Werksabholung in Stuttgart-Zuffenhausen

Harald Wagner (links) übergibt einen 911 Turbo 3,0 Coupé (Mj. 1976) an Familie Pietsch.
Harald Wagner (links) übergibt einen 911 Turbo 3,0 Coupé (Mj. 1976) an Familie Pietsch.

Vor sieben Jahrzehnten, am 26. Mai 1950, begann mit der ersten Neuwagenabholung bei Porsche in Zuffenhausen eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte. Damals nahm Ottomar Domnick seinen Porsche 356 in Fischsilber mit der Kommissionsnummer 5001 entgegen. Für den 43-jährigen Facharzt für Neurologie und Psychiatrie war es ein Herzenswunsch, der erste Kunde von Porsche in Deutschland zu sein. Eine Premiere erlebte die Werksabholung auch im Jubiläumsjahr: Der erste Taycan für den deutschen Markt wurde ebenfalls im Stammwerk Stuttgart-Zuffenhausen übergeben.

 

Der Grundstein für die Geschichte der Werksabholung wurde im Freien gelegt, auf einer Wiese in Sichtweite zum Werk 1. Unmittelbar vor der Übergabe seines Porsche 356 saß Domnick noch auf dem Beifahrersitz neben Herbert Linge, der ihn zu einer finalen Abnahmefahrt eingeladen hatte. Linge begann seine Ausbildung bereits im April 1943 bei der Porsche KG und war einer der ersten Mechaniker nach der Rückkehr von Porsche aus dem österreichischen Gmünd Ende 1949.

 

„Ich habe mit 14 Jahren in der ersten Lehrwerkstatt von Porsche begonnen. Wir waren damals sechs Mechaniker und zwei technische Zeichner. Ferdinand Porsche lief häufig mit wichtigen Gästen an unserer Werkstatt vorbei. Jedes Mal ließ er seine Gäste kurz warten und begrüßte uns. Das werde ich nie vergessen“, erzählt Linge, der sich noch an jede Werksabholung erinnert. „Domnick hat die Übergabe seines Porsche 356 richtiggehend zelebriert. Aber er kam ohnehin schon jeden Tag zuvor vorbei, um zu sehen, wie weit wir mit der Arbeit waren. Auch Ferry Porsche schaute kurz vorbei, als der Arzt seinen Sportwagen in Empfang nahm.“

 

Bis heute ist die Werksabholung am Stammsitz ein besonderes Erlebnis für die Kunden. „Das Spannendste an der ersten Begegnung ist, dass der Kunde das Fahrzeug vorher so noch nicht gesehen hat“, erklärt Tobias Donnevert, Leiter Werksabholung und Sales Operations Individualisierung. „Er hat es sich im Porsche Zentrum seiner Wahl oder zusammen mit den Kundenberatern von Porsche Exclusive Manufaktur zusammengestellt und die Farbkombinationen gegebenenfalls nur auf Fotos oder Kacheln gesehen. Bei der Abholung sieht er seinen persönlichen Porsche also zum ersten Mal. Dieser Moment zu Beginn der Übergabe gehört dem Kunden ganz allein“.

 

In Zuffenhausen begrüßen das Team von Tobias Donnevert etwa 20 Kunden pro Tag zur Werksabholung. 2019 waren das in Summe 2.500 Kunden. Eine Werksabholung bietet auch Porsche Leipzig an, wo man im Jahr knapp 3.000 Kunden begrüßt. Auf Wunsch bekommen die Kunden vor der Abholung eine Führung durch die Produktion. In Zuffenhausen steht zusätzlich ein Besuch des Porsche Museums auf dem Programm. Bei Porsche in Leipzig ist eine Fahrt über die hauseigene FIA-Rennstrecke möglich.

 

Das Originaldokument der Bestellung von Domnick mit der Kommissionsnummer 5001 liegt heute in der Stiftung Domnick, die seinen Nachlass verwaltet. Die Order lief über den Händler Volkswagen Hahn, schließlich gab es damals noch keinen Porsche Vertrieb in Deutschland. Per Hand wurde dort „Volkswagen“ durchgestrichen und durch „Porsche-Sport“ ersetzt. Domnicks Porsche 356 steht bis heute stellvertretend für den Start von Porsche in Deutschland sowie unmittelbar für den Beginn der persönlichen Werksabholung in Zuffenhausen.

 

Bericht: presse.porsche.de