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8 Fragen an Uli Kainzinger

Porsche 964 - Uli Kainzinger
Porsche 964 - Uli Kainzinger

Uli Kainzinger ist nicht nur als Fahrer bei historischen Motorsport-Veranstaltungen am Start, sondern unterstützt seit 2003 mit seiner Firma Enke-Werk auch den Breitensport im Automobilbereich. Vom 16.-18.04.2021 startet er auf dem Hockenheimring beim Int. ADAC/MCS Rundstreckenrennen um den Preis der Stadt Stuttgart in die neue Saison. Gerne war er bereit mir 8 Fragen zu seinem leidenschaftlichen Hobby zu beantworten.

Porsche RSR - Uli Kainzinger
Porsche RSR - Uli Kainzinger

1. Uli, seit wann fließt Benzin in Deiner Blutbahn?

 

Autobegeistert war ich immer. Durch unser erstes Sponsoring in der VLN 2003 wurde ich dann zum regelmäßigen Gast auf dem Nürburgring und der Wunsch, mal über die Nordschleife zu fahren, wurde immer größer. Nach einigen Pistenclub-Besuchen und zahlreichen Trainingsrunden mit einem umgebauten Golf R32 (Käfig, Sitze, Gurte, Bremse) reichte es mit den Trackdays irgendwann nicht mehr und ich wollte in den Wettbewerb mit Gleichgesinnten treten. So habe ich dann 2011 die Rennlizenz gemacht und einen Porsche 914-6 GT als ersten Rennwagen gekauft. Danach fanden mich dann weitere Fahrzeuge und aus einer Rennserie wurden mehrere. Im Grunde genommen sind das ja bei den meisten von uns unerfüllte Kindheitsträume, die man sich dann eben erfüllt, wenn es zeitlich und finanziell machbar ist. Das Motto lautet: „Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit!“

Porsche 911 ST - Uli Kainzinger
Porsche 911 ST - Uli Kainzinger

2. Wie viele Rennen bestreitest Du durchschnittlich im Jahr und welche Veranstaltung  steht auf Deiner persönlichen Pole Position?

 

Ich bin mittlerweile in der glücklichen Lage, mir die Zeit nehmen zu können, und fahre daher nach Möglichkeit immer, wenn HTGT, 100 Meilen Trophy, Youngtimer Trophy, Cup- und Tourenwagen Trophy, HEC oder auch das Tourenwagen Revival unterwegs sind. Da kommt so einiges zusammen. Als Mitglied im Düsseldorfer DAMC 05 muss ich natürlich die Nürburgring Classic favorisieren, die im übrigen aber auch eine wirklich tolle Veranstaltung ist!  Mein Geheimtipp ist die Sachsenring Classic. Ich mag die Strecke und die Atmosphäre bei der Veranstaltung.

Porsche 964 - Uli Kainzinger
Porsche 964 - Uli Kainzinger

3. Schraubst Du auch selber oder lässt Du lieber schrauben?

 

Um die Kosten so gering wie möglich zu halten und die optimale Sicherheit während des Rennens zu gewährleisten, schraube ich grundsätzlich nicht selber. Mir fehlen hierzu zwei wesentliche Voraussetzungen: Talent und Wissen! Ich halte das grundsätzlich so. Jeder sollte das tun, was er am besten kann. Während ich also in der Firma Enke meinen Job mache, betreut die Firma Roock Sportsystem aus Leverkusen seit 2012 meine Autos und das sehr gut. Never change a running system!

Porsche RSR - Uli Kainzinger
Porsche RSR - Uli Kainzinger

4. Was macht für Dich die Faszination am historischen Motorsport aus?

 

Die Vielfalt der Fahrzeuge in den Rennserien. Mal hinter oder mit einem BMW M1, Mercedes 300 SL, CanAm, Ford Mustang, Ford Capri oder einem Porsche 935 starten zu dürfen ist für mich ein genauso tolles Erlebnis, wie die zahlreichen Zweikämpfe, die i.d.R. sehr fair ausgetragen werden. Natürlich wollen hier auch nicht die ganzen Alfas vergessen, sonst krieg ich Ärger :)! Die nicht vorhandenen technischen Helferlein garantieren maximalen Fahrspaß! Und so ganz nebenbei rennen da auch noch sehr viele nette Leute rum, mit denen man sich nicht nur über den Rennsport austauschen kann.

Porsche 911 ST - Uli Kainzinger
Porsche 911 ST - Uli Kainzinger

5. Wie sieht der Ablauf eines Rennwochenendes bei Dir aus?

 

Donnerstagnachmittag fahre ich in den Großmarkt und kaufe für das Wochenende ein. Ich bekoche „meine“ Mannschaft selber, damit die Jungs Kraft haben den Schraubenschlüssel zu halten. Dann Wohnmobil packen, Frau und mittlerweile auch den Sohn einladen und nach Möglichkeit noch bis zur Rennstrecke fahren. Ab Freitag dann der übliche Mix aus Fahrerbesprechung, Training und Rennen. Abends dann das ein oder andere Kaltgetränk und ein Enkonölchen mit den üblichen Verdächtigen aus dem Fahrerlager. Sonntagnachmittag geht’s dann wieder ab nach Hause.

 

Porsche 964 - Uli Kainzinger
Porsche 964 - Uli Kainzinger

6. Dürfen in Deine Garage nur Fahrzeuge der Marke Porsche?

 

Schon als Kind haben mich diese Fahrzeuge fasziniert und so konnte der Plan des ambitionierten Hobbyrennfahrers auch nur mit Fahrzeugen aus dem Hause Porsche realisiert werden. Natürlich gibt es viele andere tolle Fahrzeuge, aber die fahren eben andere und ich habe dann auch meinen Spaß damit, s.o.. Vor zwei Jahren hatte ich allerdings die einmalige Chance, einen Firmenwagen meines Vaters zurückzukaufen, den er von 1970 bis 1975 gefahren hat. Ein Mercedes 280 SE 3,5 Coupé. Da wurden Kindheitserinnerungen wach. Der hat natürlich einen Ehrenplatz in der Garage. 

Porsche RSR - Uli Kainzinger
Porsche RSR - Uli Kainzinger

7. Du bist ja nicht nur als Fahrer, sondern mit Deiner Firma  Enke-Werk, ein auf Flüssigkunststoffe für Dächer und Böden spezialisiertes Unternehmen, auch als Sponsor aktiv. Gerne möchte ich darüber mehr erfahren.

 

Das ist im Grunde genommen ganz einfach. Handwerk und Motoren passen immer ganz gut zusammen! Wir unterstützen gerne Dinge, die nicht unbedingt im Rampenlicht stehen und dazu gehört nun mal leider auch der Breitensport im Automobilbereich. Als kleinerer Mittelständler mit 60 Mitarbeitern sind unsere Mittel natürlich begrenzt, aber wir versuchen, überall da auszuhelfen, wo Not am Mann ist. Neben dem Motorsport unterstützen wir auch soziales Engagement. Wenn man sieht was manche Menschen so ehrenamtlich in ihrer Freizeit leisten, dann verdient das wirklich jeder Art von Unterstützung. „Wir unterstützen, was wir schätzen!“ 

Porsche 911 ST - Uli Kainzinger
Porsche 911 ST - Uli Kainzinger

8. Gibt es eine kuriose Geschichte von Deinen vielen Renneinsätzen zu berichten?

 

Ein Rennen im Hochsommer stand an und mein damaliger Mechaniker hatte u.a. die Aufgabe, meine Trinkflasche vorzubereiten. Gründlich wie er war, desinfizierte er auch den Trinkschlauch und reichte ihn mir mit den Worten „zieh mal dran und spuck es aus“! Was ich nicht wusste? Er hatte den Trinkschlauch mit Bremsenreiniger „desinfiziert“! Kann ich wirklich nicht empfehlen. Der Geschmack hat mich das ganze Wochenende begleitet.

Herzlichen Dank, Uli, für das ausführliche Interview. Alles Gute, bleib gesund und bis demnächst am Hockenheimring auf ein Enkonölchen ;).

 

Interview: Rainer Selzer / Bilder: RS65photos

Porsche RSR - Uli Kainzinger
Porsche RSR - Uli Kainzinger

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